Januar
Das Neue Jahr 2002 begann mit der Euro-Umstellung. Das war doch mehr als nur eine Währungsumstellung. Das Umgehen mit dem € funktioniert auch nach einem Jahr noch nicht ganz ohne Umrechnung mit der vertrauten DM. Jedenfalls zwingt einen der € zum Rechnen und zum Sparen. Nach dem Weihnachtsfestkreis konnten wir auch das neue "Deutsche Antiphonale O.Praem." einführen, das nach langer Vorarbeit auf Zirkarieebene herausgebracht wurde. Dieses neue "Singbrevier" ist eine echte Bereicherung für unser Chorgebet.
Februar
Da in diesem Jahr Sossau, unser ehemaliges Wallfahrtspriorat vor Straubing, Jubiläum feiert, zog der Konvent nach Sossau, um dort den Namenstag des Abtes zu feiern. Nach der feierlichen Vesper in der Wallfahrtskirche kehrten Konvent und Personal beim Reisinger Wirt zu einem Umtrunk ein. Der Klosterkurs fand mit kleiner Beteiligung interessierter junger Männer zum Thema "Freiheit in Bindung, Leben mit den Räten" statt. Ende des Monats feierte P. Andreas seinen 60. Geburtstag nach. Am Tag selber waren er und mehrere Mitbrüder bei der Eröffnung des "Zentrums für Familie, Umwelt und Kultur" in Roggenburg vertreten.
März
Fast der ganze Konvent traf sich zur Exerzitienwoche in der Landvolkhochschule in der Wies, wo P. Gerhard Puhan OP aus München uns die Vorträge hielt. Beeindruckend für alle war die Kirchenführung durch den Wieskurat Georg Kirchmeir und der festliche Gottesdienst vor dem Gnadenbild des gegeißelten Heilands. In fünf Fastensonntagen boten erstmals einzelne Mitbrüder Fastenpredigten, verbunden mit Orgelmeditationen an, die zum Teil sehr gut aufgenommen wurden. Am Ende dieser eindrucksvollen Reihe stand dann an Palmsonntag ein Passionskonzert mit dem Stabat Mater von Pergolesi und der Kreuzstabkantate von J. S. Bach.
April
Nach einiger Umbauzeit konnte das neue Sekretariat eingerichtet und bezogen werden. Nun liegen Provisorat und Sekretariat nebeneinander und bilden die Schaltzentrale für die Hausverwaltung. Der Konvent besuchte die JVA in Straubing, wo der Bruder des Priors als Personalchef tätig ist. Es gab eine ausgedehnte Führung durch die ganze Anstalt, Kontakte mit Beamten, Besichtigung der Werkstätten und ein abschließendes Rundgespräch.
Mai
Seit Herbst 2001 wird nun schon im Pfarrgarten ausgegraben. Der Bereich des Kreuzganges wurde schon mehrmals Ziel archäologischer Forschung. Nun ist man auf Mauern gestoßen, die älter als die romanischen Kreuzgangfundamente sind. Bei einer Pressekonferenz mit dem Chef des Denkmalamtes Dr. Egon Johannes Greipl, München, wurde die Bedeutung dieser Grabung herausgestellt, da man jetzt erstmals das Vorhandensein einer Burganlage der Grafen von Windberg/Bogen belegen kann. Man stieß auf eine interessante Heizungskammer, dazu fanden sich im Bereich der Passionskapelle, zu der man vom Kreuzgang aus gelangte, viele Gräber von Rittern und Mitbrüdern. Der Generalkonservator würdigte "Bayerns bedeutendste spätmittelalterliche Klosteranlage" und die Zeitung sprach vom "Wunder von Windberg", womit die umfassende Sanierung des gesamten Ortes gemeint war. Der Pfingstmontag stand wieder im Zeichen der Einladung des Konventes nach Mitterfels, wo die Mitbrüder nach einer feierlichen Vesper in der Hl.-Geist-Kirche bestens bewirtet wurden.
Juni
Mit einem Festgottesdienst feierte der Konvent das Norbertusfest. Als Prediger konnte Diakon Norbert Spagert aus Neufahrn gewonnen werden. Zur Feier waren die Mitglieder des Pfarrgemeinde- und Gemeinderates eingeladen. In diesem Monat konnte Fr. Jakob Seitz seine Doktorarbeit samt Prüfungen zum Abschluss bringen. In einer Feierstunde an der Jesuitenhochschule in München erhielt er sein Diplom aus der Hand seines Doktorvaters P. Norbert Brieskorn SJ.
Juli
Seit längerer Zeit gibt es Vorüberlegungen und Gespräche mit dem Künstler Robert Weber aus Grafing zur Gestaltung unserer Hauskapelle im Dachgeschossbereich. Das hat auch im Konvent zu intensiven Gesprächen geführt. Zum Schuljahresende wurde in einer kleinen Hausfeier der langjährige Leiter und Referent an der Jugendbildungsstätte Windberg, Prior Michael Schlemmer, verabschiedet und sein Nachfolger, Fr. Patrick Beszynski, eingeführt. Der Wechsel erfolgte dann zum 1. September.
August
Der Ferien- und Urlaubsmonat bringt im Haus viel Kommen und Gehen. Die Mitbrüder, die in der Schule tätig sind, machen Urlaub, während die andern die Stellung halten im Haus und in den Pfarreien. Im August fuhr anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Windberg und Abos (Bearn, Südfrankreich) eine große Delegation mit zwei Bussen nach Abos, an der auch Abt Thomas teilnahm. Der Gottesdienst in Abos war neben vielen anderen Highlights sicher ein Höhepunkt dieser Begegnungsfahrt. Das Augustinusfest begingen wir mit einem feierlichen Gottesdienst und einem sich anschließenden Grillabend. Ein Jahr zuvor war der Einsiedler Fr. Michael Maria Witmann verstorben, was mit einer Jahresmesse verbunden wurde.
September
Nach dem Ausscheiden von P. Andreas als Provisor wurde dieses wichtige Amt für die Gemeinschaft nun von Prior Michael übernommen. Seine Aufgabe in der Leitung der Jugendbildungsstätte trat Fr. Patrick an. Für beide bringt dieser Wechsel enorm viel an Arbeit und bedeutet eine große Herausforderung. Nach jeweils vorbereitenden Exerzitien in St. Siegmund (Tirol), Tabka (See Genezaret) und Geras/Pernegg legten am 14. 09. die zwei Mitbrüder Fr. Patrick Beszynski und Fr. Jakob Seitz die ewige Profess auf Lebzeit und Fr. Petrus-Adrian Lerchenmüller die einfache Profess auf Zeit (drei Jahre) ab. Anwesend waren u.a. Abt Martin Felhofer aus dem Stift Schlägl und der Ordensprokurator Cyrill Caals aus Rom. Die Feier endete nach einer großartigen Bewirtung mit einer Pontifikalvesper. Für die Gemeinschaft war es ein sonniger und hoffnungsvoller Tag. Gleich mit 6 Jubilaren feierte die Gemeinschaft das Goldene Professjubiläum. Drei Mitbrüder in Windberg durften mit drei Gästen aus Holland aus diesem Kurs von damals (1950/52) Dank sagen für 50 Jahre durchgehaltene Treue und geistlichen Strebens. Den drei Jubilaren P. Roger, P. Wolfgang, P. Ephrem ein herzliches "proficiat". Von Herzen Dank gesagt wurde an diesem Abend auch P. Andreas für 15 Jahre Provisorentätigkeit. In dieser Zeit hat er das ganze Haus saniert und in Windberg die große Erneuerungsphase leitend mitgestaltet. Der Konventausflug führte in diesem Jahr nach Regensburg, um die Ausstellung "Die im Licht sind" im Kreuzgang der Dominikanerkirche und die Kunstschätze im Museum St. Ulrich zu besichtigen. Der Ausflug klang aus nach einer Vesper in Gneiting bei einem Essen in Wörth im Gasthof Butz.
Professpredigt am 14. September 2002
"Im Bayerischen Rundfunk gibt es einen Werbespot, der den Viertelstundentakt der Nachrichtensendung so rechtfertigt: "In 15 Minuten kann sich die Welt verändern" Vor einem Jahr waren wir alle selber Zeugen so eines ungeheuren Ereignisses. Im Viertelstundentakt hatte sich buchstäblich am 11. September 2001 die Welt total verändert. Die Auswirkungen dieses Ereignisses beschäftigen uns heute noch, besonders in diesen Tagen um den 1. Jahretag. Das gilt freilich nicht nur für die Weltlage, das gilt auch für das Leben eines einzelnen Menschen. Auch da gibt es Ereignisse, die alles verändern. Es können Begegnungen sein, Ideen, auch Schicksalsschläge oder Entscheidungen ...
Heute an eurem Professtag mag es ähnlich sein. In 15 Minuten kann sich die Welt verändern. Dieser Tag wird euer und unser Leben verändern. Dieses lebenslange Versprechen, dieses "ewige" Gelübde bindet euch an uns und wir als Gemeinschaft nehmen euch als Brüder an, lebenslang. Ihr seid dann Teil unserer Gemeinschaft, volle gleichberechtigte Mitglieder, voll verantwortlich für die künftige Entwicklung im Innern und für das Erscheinungsbild nach Außen. Es ist ein neuer Lebensabschnitt, mehr noch die entscheidende Weichenstellung eures Lebens.
"Den Weg zu schauen, zu wählen, war mir Lust." Jetzt ist es der Weg der Gemeinschaft, den mitzugestalten und mitzuverantworten ihr jetzt bereit seid.
"Den grellen Tag hab ich geliebt!" Jetzt ist es das Wohl der Mitbrüder, die mitzutragen und mitzufördern ihr entschlossen seid.
"Und manches Jahr regierte stolz mein Herz!" Jetzt gilt es, aufeinander und auf Gott zu horchen und zu hören und in Gehorsam dann den "herausgehörten" Weg zu gehen. Wenn ihr euren Lebensweg betrachtet, dann werdet ihr selber erstaunt sein, wie dieser Weg verlaufen ist. Es war nicht ausgemacht, dass ihr gerade in Windberg eure künftige Bestimmung und Heimat finden würdet. Aber wie verschlungen diese Pfade auch gewesen sein mögen, heute dürft ihr auch mit Henry Newman sprechen: "So lange gesegnet hat mich deine Macht!" Er hat euch hier hergeführt, euch begleitet und verlockt. Das lässt sich freilich oft erst im Nachhinein so sagen und bekennen ..."
Abt Thomas
Oktober
Zur Historikertagung Anfang Oktober war termingerecht der Pfarrgarten angelegt und fertiggestellt worden. Die Studientagung zum Thema "Die Prämonstratenser am Vorabend der Säkularisation" führte die Teilnehmer auch nach Sossau, wo P. Simeon über die Aufhebung Sossaus vor Ort referierte. Insgesamt waren verschiedene Mitbrüder auch aus anderen Häusern des Ordens und historisch Interessierte Zuhörer der Vorträge und Referate. Am Ende wurde eine "AG Prämonstratensia" ins Leben gerufen, eine Arbeitsgemeinschaft, die in Zukunft solche Studientagungen konzipieren und durchführen soll. Die Tagung selber endete mit einem Festgottesdienst. In Windberg wurde an diesem 6. Oktober der Landkreis-AGENDA-Tag mit einem Herbstmarkt kombiniert. Eine Woche später fand in der Pfarr- und Klosterkirche das große Herbstkonzert statt mit Werken von Mozart und Haydn mit dem Regensburger Kammerorchester und diversen Solisten unter Leitung von Joachim Schreiber.
November
Über die Zeit der Herbstage wurden die Dreharbeiten für einen Film über das Kloster Windberg im Rahmen der Serie "Donauklöster" durchgeführt. Es war auch eine große Freude, dass der Fink-Verlag den neuen Führer durch Kloster und Kirche "Prämonstratenser-Abtei Windberg" herausgebracht hat. Wenn man das Titelbild anschaut, ein Blick auf Kloster und Kirche von Osten her, wird man an die neue Autobahntafel mit dieser stilisierten Silhouette erinnert, die jetzt die Autofahrer zum Besuch des Klosterdorfes Windberg einlädt.
Dezember
Seit einem Jahr ist nun der Klosterladen in Betrieb und hat so manchen Stammkunden gewonnen. Neben dem reinen Verkauf ist dieser Laden auch als Anlaufstätte und als Begegnungsmöglichkeit gedacht, mit einem aus dem Kloster ins Gespräch zu kommen.
Der Nikolaustag ist schon traditionell der Begegnungstag zwischen dem Konvent und der Pfarrei Hunderdorf, die den Hl. Nikolaus zum Pfarrpatron hat. Der festliche Gottesdienst mit der Gemeinde wurde dann im Pfarrhof mit einer gediegenen Agape fortgeführt. Am Tag darauf wurden die beiden Mitbrüder Fr. Patrick und Fr. Jakob in der Pfarrei Herz Jesu in Weiden vom neuen Regensburger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller mit fünf weiteren Kandidaten zu Diakonen geweiht. Der Jahresreigen endete mit einer gemeinsamen adventlichen Hausgemeinschaftsfeier, alljährlich am 22. Dezember, die dem Konvent die Gelegenheit bot, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus Dank und Anerkennung zu sagen.