"Die Heilige Woche" |
|||
Die Heilige Woche, die Zeit von Palmsonntag bis zum Ostertag gilt als der Höhepunkt des Kirchenjahres. Dicht und nachhaltig sind die Texte, die vom Leiden und Sterben Christi berichten. Währenddem am Gründonnerstag das große Geheimnis des letzten Abendmahls im Saal von Jerusalem auf Jesu bleibende Liebe für alle Zeiten verweist und er mit den Einsetzungsworten "Tut dies zu meinem Gedächtnis" ein fortwährendes Testament gestiftet hat, richtet der Karfreitag den Blick auf den schmählichen Verbrechertod am Kreuz. |
|||
Das Stundengebet der Kartage ist wesentlich mitbestimmt von Psalm 88, dem wohl dunkelsten und perspektivlosesten. Sein letztes Wort: Finsternis. | |||
Das ist die Situation auf die in diesen Tagen alles zuläuft, das ist Karsamstag. Hieß es am Abend des Gründonnerstages: "Judas ging hinaus – es war aber Nacht". Nacht - nicht nur als Zeitangabe, sondern als bleibende und beherrschende Wirklichkeit. Die Mission Christi - gescheitert? Die Abwesenheit Gottes - das letzte Wort? |
|||
Im hebräischen Urtext steht für Finsternis das selbe Wort wie in Genesis 1: "Die Erde war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut." Doch sie ist nicht das Letztgültige, da es heißt, Gottes Geist schwebte über den Wassern. Auch im tiefsten Dunkel, dem Chaos (hebr.: Tohuwabohu), ist nichts ohne Gott. Hier, in der Finsternis, nimmt Gottes Schöpfungswirken ihren Anfang, indem er sprach: "Es werde Licht." | |||
Karsamstag steht also genau an dem Punkt, an dem die Schöpfung stand, ehe Gott das Licht rief. Es ist finster wie im Urzustand. In diese Dunkelheit hinein wird wiederum der Ruf ertönen: "Lumen Christi" – "Es werde Licht". Das Kommen dieses Lichtes kündigt sich im Psalm schon an, wenn auch noch in der Nacht: "Früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin." - Ich hoffe auf diesen Morgen, auf Sein Licht hinein auch in meine ganz persönlichen Finsternisse. |