Luftbild der Abtei Windberg - Bild: Fabio Dietl
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Pfarrer Andreas Kugler (1863-1937) ist einer der Motoren, dem die Wiederbesiedlung Windbergs durch den Prämonstratenserorden zu verdanken ist - Reprofoto: Erhard Schaffer Die Kapitulare des 2006 in Freising tagenden Generalkapitels versammeln sich im vorderen Klosterhof zum Festgottesdienst in der Windberger Basilika - Bild: P. Simeon Rupprecht Pater Hermann Josef Kugler ist seit 2003 der 47. Abt der Kanonie Windberg - Bild: Erhard Schaffer Quittung über die Zahlung von 15000 niederländischen Gulden an den Brauereibesitzer Josef Hausler für den Erwerb der Klosteranlage Windberg durch die Abtei Berne - Bild: Archiv Kloster Windberg
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Wiederbesiedlung durch Prämonstratenser
aus der niederländischen Abtei Berne

Der Hartnäckigkeit des Ortsgeistlichen, Pfarrer Johann Baptist Kugler (1863-1937), ist es zu verdanken, dass in Windberg wieder Prämonstratenser wirken. Es war damit der Orden aufgezogen, der dort vor der Auflösung des Klosters seit dem 12. Jahrhundert wirkte. 120 Jahre nach dem Aus des Klosterlebens in der Säkularisation 1803 kaufte die niederländische Abtei Berne 1923 das Klosterareal für den Orden zurück. 1924 wieder zur Abtei erhoben, begann am 11. Juli desselben Jahres mit dem gemeinsamen Chorgebet die vita regularis.

Die 28 Chorherren der Kanonie Windberg mit ihrem Priorat Roggenburg (Landkreis Neu-Ulm) gedenken im kommenden Jahr des 100. Jahrestages ihrer Wiederbesiedlung mit einem weltlich und geistlich geprägten Festprogramm. Darunter ist die Uraufführung der neuen Norbertus-Messe aus der Feder des früheren Windberger Kirchenmusikers Joachim Schreiber beim Festgottesdienst am 9. Juli.

Windberg ist eine der weltweit knapp hundert Ordensniederlassungen des größten Chorherrenordens der katholischen Kirche. In Deutschland zählen dazu die drei Abteien Speinshart, Windberg und Hamborn, die beiden Priorate Roggenburg und Magdeburg sowie zwei Tertiarengemeinschaften in Hamborn und Sayn.

Nach der Ankunft der niederländischen Patres in Windberg kam auf sie die große und keineswegs einfache Aufgabe des Wiederaufbaus der Anlage zu. In den Jahrzehnten nach der Säkularisation hatte das Kloster schwer unter unterschiedlichen Besitzverhältnissen gelitten. Zuletzt gehörte der Gebäudekomplex samt einer betriebsfähigen Brauerei Josef Hausler, der für den Verkauf 15 000 niederländische Gulden erhielt.

Die Abtei gehört im Klosterdorf über dem Bogenbachtal zu den großen Arbeitgebern. Annähernd 40 Mitarbeiter sind in der Verwaltung, der Jugendbildungsstätte, im hauswirtschaftlichen Bereich und im Klosterladen beschäftigt.

Die Prämonstratenser sind ein ausgesprochener Seelsorgeorden. So wundert es nicht, dass die Klosterangehörigen besonders in der Gemeinde- und Sonderseelsorge eingesetzt sind. Die Windberger Patres und Fratres sind als Pfarrer und pastorale Mitarbeiter in der Pfarrseelsorge der benachbarten Gemeinden Hunderdorf, Mitterfels, Haselbach, Neukirchen und St. Englmar tätig, aber auch in der oberbayerischen Pfarreiengemeinschaft Steingaden (ehemalige Prämonstratenserabtei) mit Prem.

Darüber hinaus arbeiten sie bei der Bundespolizei, in der Militär-, Notfall- und Gefangenenseelsorge. Weitere Aufgabenbereiche sind die Mitarbeit in der Jugendbildungsstätte, im Religionsunterricht sowie im Mentorat des Bistums Regensburg für Theologiestudierende und Religionslehrkäfte.

Seit über 20 Jahren besteht das Geistliche Zentrum. Mit seinen Tages- und Wochenendseminaren, Pilgerprojekten, Studienreisen, Konzerten und Tagen geistlicher Begleitung strahlt es weit hinein in die niederbayerische Region und darüber hinaus. Fast ebenso lange gibt es den Klosterladen, der am Ortseingang gelegen, gleichzeitig die Funktion der örtlichen Tourist-Info übernimmt.

1971 errichtete die Abtei auf Bitten des Bistums Regensburg ein diözesanes Jugendhaus. Es erhielt 1975 vom Bayerischen Jugendring die Anerkennung als erste Jugendbildungsstätte im Freistaat. 2015 folgte ihre staatliche Anerkennung als Umweltstation. Besonders die jährlichen Buben- und Mädchenfreizeiten in den Sommerferien sind bekannt und bis heute der Renner. Die Umweltbildung ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Nicht geglückt ist nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiederbesiedlung von Rot an der Rot (Landkreis Biberach). Dagegen war die 1982 begonnene Neubelebung der ehemaligen Prämonstratenserreichsabtei Roggenburg (Landkreis Neu-Ulm) erfolgreich. Den Konvent im dortigen Tochterkloster bilden derzeit elf Chorherren. Sie betreuen Pfarrgemeinden, sind in der Sonderseelsorge tätig und unterhalten u.a. ein Zentrum für Familie, Umwelt und Kultur.

 

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Bericht: Erhard Schaffer - Diakon, Windberg